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TSV Vaterstetten e.V. - Leichtathletik

Leichtathletik für Wettkämpfer, Leistungssportler und Freitzeitathleten

01.11.2016

Auf Bronze folgt Silber

von Christian Töpfer

Zweite Medaille für Gerhard Zorn bei der Senioren-WM – Update: mit neuem Bericht aus Australien

Nach dem dritten Platz im 100-Meter-Lauf hat sich Gerhard Zorn in Australien nun die Silbermedaille über 200 Meter in der Altersklasse M60 gesichert.

"Das lässt fürs Finale hoffen": Mit seinen Vermutungen für den 200-Meter-Endlauf sollte Gerhard Zorn Recht behalten.

Während mit der Bronzemedaille für Gerhard Zorn über 100 Meter nicht unbedingt zu rechnen gewesen war (--> wir berichteten), gehörte er über die doppelt so lange Distanz zu den Mitfavoriten. Und so war es nicht überraschend, dass er über 200 Meter erneut auf dem Podium stand: Seine im Finale erzielten 24,63 Sekunden bedeuteten den zweiten Platz.

Im Vorlauf und im Halbfinale hatte es sich schon angedeutet, dass Gerhard vermutlich nur von einem Läufer geschlagen werden würde: vom Briten Steve Peters, der auch schon über 100 Meter gewonnen hatte. Bei einer Siegerzeit von 24,11 Sekunden war dieser letztendlich nicht zu schlagen. Dritter wurde der Japaner Ryoichi Oe mit 25,31 Sekunden, der im 100-Meter-Finale noch Zweiter vor Gerhard gewesen war. Leider blies der Rückenwind in Perth erneut zu stark, sodass die im Finale erzielten Zeiten nicht rekord-tauglich sind (--> siehe Ergebnisse).

Sobald Gerhard seine Eindrücke aus Australien schickt, werden wir sie hier veröffentlichen. Vorerst hier seine Schilderungen von Montag:


Am frühen Nachmittag am Montag fanden bei schönem Wetter und wieder starkem Wind die fünf Vorläufe über 200 Meter in meiner Altersklasse statt. Das verlief komplikationslos. Ich gewann meinen Vorlauf deutlich mit 25,28 Sekunden und konnte schon weit vor dem Ziel Gas rausnehmen. Dafür war die Zeit dann eigentlich doch relativ gut, denn so stark war der Wind bei meinem Lauf nicht. Der Brite Steve Peters, den ich nun schon von den 100 Metern kannte, lief 24,68 Sekunden, wird also im Finale wohl unerreicht bleiben. Das ist seine Spezialdisziplin.

Meine Zeit war mit Abstand die zweitbeste Vorlaufzeit. Angeblich schwächelt der Zweite über 100 Meter, der Japaner Oe, bei den 200 Metern bereits. Das lässt also fürs Finale hoffen. Es geht mir daher darum, kontrolliert mit möglichst wenig Aufwand das Halbfinale zu bestreiten.

Auch wenn ich wohl nicht gewinnen kann, würde ich doch wieder mal gerne eine sehr gute Zeit über 200 Meter  laufen. Den Vereinsrekord über 200 Meter habe ich im Juli mit 25,10 Sekunden bei der Deutschen Meisterschaft in Leinefelde gelaufen. Irgendwo bei 24,8 Sekunden gibt es noch einen bayerischen Rekord und irgendwo bei 24,6 Sekunden einen deutschen Rekord. Das ist zwar alles ein gutes Stück weg von den Zeiten, die ich dieses und letztes Jahr geschafft habe, aber vielleicht gelingt mir im Windschatten von Steve Peters doch ein gutes Ergebnis.


Und hier Gerhards Bericht nach dem Gewinn der Silbermedaille:

Heute fanden die Semifinals und das Finale über 200 Meter statt.
Für die Australier hatte der Tag aber eine eigene Bedeutung, denn es war auch der Tag des Melbourne Cup, eines sehr bekannten Pferderennens. Im Athletes' Village waren Monitore aufgehängt, an denen man die Rennen live verfolgen konnte, was gar nicht wenige Besucher wahrnahmen. Gewonnen hat ein deutsches Pferd.

Zu dieser Zeit hatte ich meinen Semifinallauf bereits absolviert. Der Tag begann sehr früh, denn das Semifinale war für knapp vor 10 Uhr angesetzt. Ich musste also um 6 Uhr aufstehen. Aber es hat sich gelohnt. Mein Semifinale war gut zu kalkulieren, ich konnte sehr komfortabel durchlaufen und das Feld kontrollieren. Daher war ich von den 25,7 Sekunden positiv überrascht, denn am Anfang einer Saison schaffe ich diese Zeit nicht unbedingt. Systematisches Training funktioniert halt doch.

Das Finale war für 4,5 Stunden später, um 14:25 Uhr, angesetzt. Da stellte sich nun zum ersten Mal die Essensfrage. Ein normales Mittagessen zwischen 12 und 13 Uhr wäre viel zu spät gewesen. Ich habe also gleich nach dem Semifinale mit Pasta-Salat "nachgeladen".

Kurz vor 14 Uhr ging es dann in den Call Room zum Finale. Hier wieder die übliche Prozedur mit Anmeldung, Bekanntgabe der Bahn, umziehen, Spikes anziehen und warten, bis wir zu einem weiteren Wartepunkt geführt wurden. Von dort ging es dann auf die Bahn Richtung 200-Meter-Start, wo man noch einige Sprints durchführen konnte und sich dann die Startblöcke einstellen musste. Ich hatte Bahn 5, auf der Innenbahn links neben mir startete Steve Peters, was für ihn eine optimale Position war. Rechts vor mir, wie bei beinahe jedem Wettbewerb dieses Jahr, war Rudolf König aus Thüringen platziert. Wieder mal gab es einen Fehlstart, aber beim zweiten Mal klappte es und wir waren auf dem Weg Richtung Ziel.

Wie erwartet zog Steve Peters kurz vor Einbiegen auf die Zielgerade an mir vorbei, aber ich konnte mich an ihn hängen, den Rest des Feldes hinter mir lassen und als Zweiter ins Ziel laufen. Nach Bronze über 100 Meter nun also Silber über 200 Meter. Von mir aus kann es so weiter gehen.

Meine Zielzeit lag bei 24,63 Sekunden, was ich schon seit mehreren Jahren nicht mehr geschafft habe. Der Sieger Peters hatte 24,11 Sekunden. Dritter war diesmal der Japaner Oe mit 25,31 Sekunden. Einziger Wermutstropfen für mich war, dass der Wind mit 2,3 Meter pro Sekunden etwas über den erlaubten 2 m/s lag, um den Lauf rekordfähig zu machen. Der deutsche Rekord liegt exakt bei den heute von mir gelaufenen 24,63 Sekunden, allerdings 1997 bei einem Gegenwind von 1 m/s gelaufen. Aber zumindest zum bayerischen Rekord hätte es auch ohne Wind locker gereicht.

Den Vorlauf über 400 Meter statt. Das kann ich auch relativ locker auf mich zukommen lassen.


Für Gerhard geht es am 2. November mit dem Vorlauf über 400 Meter weiter. Wer will, kann die Senioren-WM unter http://www.perth2016.com/live-stream/ im Live-Stream verfolgen.

Die Silbermedaille um den Hals, aber ohne deutsche Fahne auf dem Podest: Gerhard ließ sich bei der Siegerehrung die gute Laune nicht verderben.